Am Mittwoch, den 06.11.2024 fand im Landratsamt Bad Homburg die lange erwartete Vorstellung der Ergebnisse des Pilotversuchs „Lärmpausen“ rund um den Großen Feldberg im Taunus statt. Eingeladen waren die Vertreter der Motorradfahrerverbände sowie interessierte Anwohner der betroffenen Gemeinden Schmitten und Oberursel.
Bereits in seinem Eingangsstatement machte der Erste Kreisbeigeordnete und stellvertretende Landrat Thorsten Schoor als Gastgeber deutlich, daß die Ergebnisse des Pilotversuchs keine dauerhaften Streckensperrungen im Gebiet rund um den Großen Feldberg rechtfertigen würden. Allerdings würde die Kreisverwaltung die weitere Entwicklung im Auge behalten. Zudem würde man im Dezember eine sogenannte „Zukunftswerkstatt“ zur Fortsetzung eines zielgerichteten Dialogs mit den Interessengruppen veranstalten.
Der Vertreter des Ingenieurbüros, das die Auswertung des Pilotvorhabens durchgeführt hatte, ging in seiner Präsentation detailliert auf die Ergebnisse ein. Aus der in mehreren Meßperioden gemessenen Zahl an Fahrzeugen wurde mit einem komplexen Rechenverfahren jeweils ein Geräuschpegel an verschiedenen Straßenabschnitten ermittelt. Nur an sehr wenigen Stellen, die in den meisten Fällen zudem weit weg von einer Bebauung liegen, wurde dieser Geräuschpegel den gemäß Bundes-Immissionsschutzgesetz vorgegebenen Grenzwert selbst an den nicht gesperrten Tagen überschritten, wenn auch nur geringfügig. Durch die Sperrung der Straßen für motorisierte Zweiräder hat sich der errechnete Geräuschpegel insbesondere auf der Strecke zwischen Schmitten und dem Sandplacken zwar reduziert. Da der Grenzwert dort aber auch an den nicht gesperrten Tagen nicht überschritten wird, ließe sich eine Sperrung nicht rechtssicher begründen.
„Der Vortrag des Vertreters des Ingenieurbüros war auch für uns wirklich interessant und unterstrich noch einmal, daß wir mit unserem Engagement gegen das Konzept von Lärmpausen richtig liegen“, sagte Rolf Frieling, der Vorsitzende der Biker Union e.V., nach der Veranstaltung. „Natürlich werden in dem Berechnungsverfahren sogenannte Einzelschallereignisse durch Fahrerinnen und Fahrer manipulierter Fahrzeuge nicht erfaßt. Die können nur durch konsequente Verkehrskontrollen der Polizei, die es bereits seit Jahren im Hochtaunuskreis gibt, aus dem Verkehr gezogen werden. Deswegen eine ganze Gruppe von Verkehrsteilnehmern unterschiedslos von der Benutzung öffentlicher Straßen auszuschließen, steht auch nach den Ergebnissen des Verkehrsversuchs in keinem vertretbaren Verhältnis zum gewünschten Effekt.“
„Die Auswertung hat zudem ergeben, daß selbst an den gesperrten Wochenenden noch eine signifikante Zahl an Motorrädern auf den gesperrten Straßen unterwegs waren“, so Frieling weiter. „Deswegen mußte die Polizei die Sperrungen mit erheblichem Personalaufwand durchsetzen. Die dadurch gebundenen personellen Kapazitäten wären sinnvoller in weitere Schwerpunktkontrollen investiert worden, die die betroffenen Anwohner tatsächlich merklich entlastet hätten.“
„Wir sind froh, daß nach dem Verkehrsversuch das Thema Streckensperrungen für motorisierte Zweiräder im Hochtaunuskreis vom Tisch ist“, sagte Christian Görlitz, im Vorstand der Biker Union Ansprechpartner für Streckensperrungen. „Die geplante Zukunftswerkstatt ist hoffentlich der Startschuß für einen Runden Tisch aus Behörden, Fahrerverbänden und betroffenen Anwohnern, den wir schon seit langem fordern. Wir werden in diese Zukunftswerkstatt die Vorschläge aus dem Strategiepapier der Bundesarbeitsgemeinschaft Motorrad (BAGMO) „Motorradfahren in Deutschland - Die Zukunft gestalten – Konflikte vermeiden“ einbringen, in dem ausführlich wirksame Maßnahmen gegen den sogenannten „Motorradlärm“ beschrieben werden.“
Hintergrund: In den Sommermonaten des Jahrs 2022 wurden im Rahmen eines wissenschaftlich begleiteten Pilotversuchs am jeweils zweiten Wochenende im Monat (Samstag und Sonntag) drei von Motorradfahrenden häufig benutzte Straßen im Gebiet des Großen Feldbergs im Taunus für motorisierte Zweiräder gesperrt. Ziel war es, herauszufinden, ob die Belastung der Anwohner an diesen Strecken durch die Geräuschentwicklung von Motorrädern deutlich reduziert werden kann (sogenannte „Lärmpausen“).
Durch Verkehrszählungen an den gesperrten sowie an den „freien“ Wochenenden sollte ermittelt werden, ob diese Streckensperrungen tatsächlich wirksam sind. Dazu wurde aus den ermittelten Verkehrsmengen Berechnungen gemäß der „Richtlinie für den Lärmschutz an Straßen“ (RLS-19 bzw. RLS-90) durchgeführt und mit den Grenzwerten gemäß der „Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes“ verglichen. Geräuschmessungen wurden im Rahmen des Pilotversuchs nicht durchgeführt, da sie keine rechtssicheren Aussagen ermöglichen.
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